Burnout erkennen: Stress, Überforderung und Erschöpfung sind Anzeichen, die auf eine Burnout – Symptomatik hindeuten. Anhand unserer Checkliste kannst du deine Symptome einschätzen und entsprechend klug handeln. Bist du noch in einer Phase, wo es einfach nur viel zu tun gibt? Oder befindest du dich schon mittendrin im Burnout? Hier erfährst du mehr darüber, wie du Burnout erkennst, welche Phasen von Burnout es gibt und welche Behandlung für dich Sinn macht.
Burnout als Chance erkennen
Die Erfahrung von burn out ist für viele Menschen ein Wendepunkt in ihrem Leben. Einen erfüllenden Beruf, tragfähige Freundschaften, glückliche Beziehungen und mehr Lebensqualität – das kannst auch du erreichen. Erster Schritt in eine leichtere und entspanntere Zukunft ist es, dir ehrlich einzugestehen, wo du im Moment stehst. Deine Symptome richtig einzuordnen, dabei kann dir dieser Artikel behilflich sein.

Oft sind es Partner oder nahe Freunde, die als erstes darauf aufmerksam machen, dass etwas nicht stimmt. Denn die Symptome von Burnout wirken sich unmittelbar auf deine Beziehungen aus: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und das Gefühl, total erschöpft zu sein sind die wohl häufigsten Symptome. Dazu kommt, dass du dich nicht mehr freuen kannst. Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben, scheinen dich nicht mehr zu interessieren. Jetzt ist es wichtig, diese Anzeichen ernst zu nehmen.
Wie sich Burnout entwickelt
Ein Burnout kommt nicht plötzlich, sondern entwickelt sich langsam über einen gewissen Zeitraum hinweg. Das kann einige Wochen dauern, aber auch Monate oder sogar Jahre. „In den letzten Wochen und Monaten habe ich einfach nur funktioniert“, berichtet Marina, Sozialpädagogin und Mutter von zwei Kindern. „Nach der Trennung von meinem Mann habe mich überhaupt nicht mehr gespürt – einfach nur eines nach dem anderen von meiner to – do – Liste abgearbeitet. Abends bin ich dann todmüde ins Bett gefallen – und habe nicht in den Schlaf gefunden. In meinem Kopf spulte sich die to- do Liste des nächsten Tages in einer Dauerschleife ab. Ich fühlte mich wie in einem Hamsterrad, die Gedanken rasten, ständig gab es Probleme, die Kinder waren unzufrieden. Ich kam innerlich überhaupt nicht mehr zur Ruhe und fühlte mich nur noch erschöpft und müde.“
Welche Berufsgruppen sind besonders von Burnout betroffen?
Was Marina erlebte, ist leider keine Seltenheit. Fälle von Burnout haben in den letzten Jahren rasant zugenommen und erfassen verschiedenste Berufsgruppen. Manche sind besonders betroffen.
Berufsgruppen, bei denen die Diagnose Burnout besonders häufig vorkommt:
- Menschen in sozialen Berufen, wie z.B. Lehrer, Erzieher und Sozialarbeiter
- Berufstätige im Gesundheitswesen wie Ärzte und Pflegekräfte
- Menschen mit übermäßiger Arbeitsbelastung und hohem Zeitdruck wie Mitarbeiter der IT Branche bzw. Manager und Führungskräfte
Gerade bei Menschen mit Personalverantwortung oder in helfenden Berufen ist die Burnout – Symptomatik fatal. Unter Stress sinkt unsere Fähigkeit, uns in andere einzufühlen. Man spricht hier auch von Empathie – Müdigkeit. Darunter leiden besonders Kollegen, Freunde, aber auch Familienangehörige wie Partner oder Kinder besonders.
Chronische Doppelbelastung verstärkt Burnout – Symptomatik
Im Fall von Marina kommt – wie bei vielen anderen – eine Doppelbelastung hinzu. Chronische Belastungen können Folgende sein:
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen
- Umzug in eine neue Stadt
- Häufige Beziehungskonflikte oder Trennung vom Partner
- Bewältigung schwieriger Lebenssituationen wie Krankheit oder Tod eines nahestehenden Menschen
- Anhaltende innere Konflikte wie Perfektionismus, Schuldgefühle, Selbstzweifel
- Einsamkeit
Oft unerkannt: Burnout – Symptome bei Eltern
Wie Marinas Beispiel zeigt, sind auch Eltern, insbesondere Mütter, oft besonders von Burnout betroffen. «Mütter wollen dem hohen Erwartungsdruck gerecht werden und suchen häufig erst dann professionelle Hilfe, wenn sie nicht mehr funktionieren können», so bewertet Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks, die Situation ein. Dort werden deutschlandweit jährlich 40 000 Mütter behandelt, die für sich und ihre Familie einen Ausweg suchen. Dahinter steht oft schon eine längere Leidensgeschichte – auch für die Kinder. In der Regel verschwinden die Symptome nicht, wenn man einfach abwartet, im Gegenteil. Es ist für alle Beteiligten hilfreich, Anzeichen von Burnout frühzeitig zu erkennen und zu handeln.
Es ist möglich, zu lernen, das eigene Leben wieder aktiv zu gestalten.Dann ist der Rückweg zu Gesundheit und einem gut gelebten Leben nicht so weit. Damit du dich selbst einschätzen kannst, schildere ich dir im Folgenden die wesentlichen Symptome.
Symptome, an denen du Burnout erkennst: ein Überblick
Rainer Hellweg, Oberarzt der Berliner Charite und Burnout – Experte erklärt: „In der Regel fängt es damit an, dass Betroffene nach Feierabend oft an die Arbeit denken. Sie können nicht mehr richtig abschalten, grübeln viel und schlafen wenig. Sie sind müde. Dadurch können sie sich schlecht konzentrieren, ihre Leistung nimmt ab.“
Hellweg schildert hier charakteristische Anzeichen von Burnout, doch die Symptome sind vielfältig. Deshalb spricht man im medizinischen Bereich vom Burnout – Syndrom. Das bedeutet, dass eine Vielzahl von einzelnen Anzeichen darauf hindeutet, dass sich dieser Mensch bereits in der Spirale der Erschöpfung befindet.
Es zeigt sich eine ganzheitliche Erschöpfung in folgenden Bereichen (nach Heufelder u.a.):
- Körperlich: ich kann nicht mehr
- Psychisch: Ich freue mich über nichts mehr
- Geistig: Ich habe keine Einfälle mehr
- Sozial: ich habe keine Zeit mehr für Freunde
Das unterstreicht auch Hellweg: Die Betroffenen „verlieren die Freude an ihrer Arbeit. Einige werden ihrem Arbeitgeber gegenüber zynisch. Die Menschen begegnen Kollegen oder Freunden gereizt oder ziehen sich zurück. Und sie arbeiten mehr, um das Leistungsdefizit auszugleichen. Was zur Folge hat, dass sie noch erschöpfter werden.“
„Das Schlimmste war die Einsamkeit“, so beschreibt es auch Marina. Neben ihren vielfältigen Verpflichtungen hatte sie keine Zeit mehr, Freundschaften zu pflegen oder ihren Hobbys nachzugehen. „Es war eine unheimlich schwere Zeit.“
Nicht immer erkennen wir die ersten Burnout – Anzeichen bei uns selbst. Viele Bournout – Klienten sind sehr aufopferungsbereit und leidensfähig. Und doch ist es von großer Wichtigkeit, mit der Behandlung möglichst frühzeitig zu beginnen. Die verschiedenen Phasen des Burnout können erhebliches Leid mit sich bringen – für alle Beteiligen. Nicht zufällig hat Freudenberger, der die Erkrankung erstmals beschrieb, den Begriff Burnout gewählt: ähnlich wie ein ausgebranntes Haus, in dem nichts mehr übrig ist fühlen sich kranke Menschen am Ende der Abwärtspirale mit Gefühlen von Leere, Sinnlosigkeit, Wertlosigkeit und totaler Antriebslosigkeit konfrontiert.
Phasen des Burnout – die Spirale der Erschöpfung
Im Folgenden stelle ich dir die vier wesentlichen Phasen vor, welche die Spirale der Erschöpfung kennzeichnen. Am Ende jeder Phase findest du eine kleine Checkliste mit sieben Fragen, die dir helfen, dich selber besser einzuschätzen.
1. Phase des Burnout erkennen: hohes Engagement und idealistische Vorstellungen
„Einen Burnout muss man sich hart erarbeiten“, sagt man im Volksmund. Betroffene Menschen starten in der Regel mit Leidenschaft und hohem Engagement ins Berufsleben. Herausforderungen finden sie spannend und sie übernehmen bereitwillig Verantwortung. Sie haben hohe Erwartungen an sich selbst. Dabei schaffen sie es immer weniger, diese Ansprüche mit der tatsächlichen Realität ihres Berufs- oder Familienlebens in Einklang zu bringen.
Checkliste:
- Hast du außergewöhnlich hohe Ziele und bist bereit, viel dafür zu tun?
- Neigst du zu Perfektionismus?
- Hast du eine Tendenz dazu, deine eigenen Energiereserven zu überschätzen oder dich zeitweise übermäßig zu verausgaben?
- Kennst du folgende Überzeugungen aus eigener Erfahrung: „Ich darf keine Fehler machen!“, „Am Besten, ich mache alles selbst!“, „ich muss immer für meine Arbeit (meine Familie, meinen Partner) da sein!“?
- Bemerkst du an dir erste Anzeichen von innerer Unruhe, Erschöpfung oder Energiemangel?
- Vernachlässigst du oft eigene Bedürfnisse zugunsten anderer?
- Fällt es dir schwer, „nein“ zu sagen?
2. Phase des Burnout erkennen: Enttäuschung
In dieser Phase geht es darum, sich einzugestehen, dass die eigenen Kräfte nicht unbegrenzt vorhanden sind. Betroffene können sich nicht gesund abgrenzen, sie sagen kaum einmal „nein“. Im Fokus ihrer Aufmerksamkeit stehen anstehende Aufgaben und so gehen sie über eigene Bedürfnisse hinweg. Schlaf, Entspannung, ausgleichende Freizeitaktivitäten kommen zu kurz. Positive Gefühle gehen zunehmend verloren. Es treten zwar erste Zweifel auf, ob dieser Weg so gesund ist, diese werden jedoch oft verleugnet und nicht ernst genommen. Marina zum Beispiel sagte sich, sie müsse nur „die Zähne zusammenzubeißen“, damit sie weiterhin den anspruchsvollen Aufgaben gerecht wird.
Für ihren engagierten und unermüdlichen Einsatz wünschen sich die Betroffenen Anerkennung – die meist ausbleibt. Engagement, Anstrengungsbereitschaft und der Spaß an der eigenen Leistungsfähigkeit weichen einer Ernüchterung. Es fallen vor allem emotionale Veränderungen auf: Reizbarkeit oder depressive Verstimmungen, Launenhaftigkeit oder Schuldzuweisungen, aber auch Selbstmitleid und Gefühle von Abgestumpft sein können auftreten.
Checkliste:
- Beobachtest du stressbedingte Beschwerden wie Verspannungen, Kopfschmerzen, Migräne, Verdauungsstörungen, Zähneknirschen?
- Neigst du zu Schlafstörungen?
- Neigst du zu Konzentrations- oder Gedächtnisschwierigkeiten?
- Bemerkst du eine gewisse Frustration, weil du für deinen Einsatz so Anerkennung bekommst?
- Bemerkst du an dir schnelle Stimmungsumbrüche, Reizbarkeit oder eine gewisse Resignation? Bist du emotional angespannt oder distanziert?
- Melden sich deine Freunde nicht mehr, weil sie meinen, dass du ohnehin keine Zeit hast?
- Fehlt dir die Freude an Dingen, die dir früher viel Spaß gemacht haben?
3. Phase des Burnout erkennen: zunehmende Gleichgültigkeit
Für Betroffene wird es immer schwieriger, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen weiter ab. Der Griff der Burnout – Symptomatik wird immer enger: Stimmungsschwankungen, der Verlust erfüllender Beziehungen und ausgleichender Freizeitaktivitäten fordern ihren Tribut – die Energiereserven sind erschöpft. Aufgrund der Überproduktion des Stresshormons Cortisol ist der Körper nun nicht mehr in der Lage, sich von innen heraus zu regenerieren. Wenn „sich zusammenzureißen“ nicht mehr hilft, greifen viele zu Aufputschmitteln: übermäßiger Kaffeekonsum, Rauchen, Alkohol oder auch Schmerz- und Schlaftabletten sollen nun helfen, Leistungsfähigkeit bzw. Entspannung herzustellen. Der natürliche Rhythmus des Körpers von Anspannung und Entspannung ist verlorengegangen, die Gesundheit ernsthaft in Gefahr. Viele Betroffene werden zynisch, sarkastisch und abweisend gegenüber anderen.
Checkliste:
- Hast du das Gefühl, nur noch wie ein Roboter zu funktionieren?
- Greifst du häufig zu Zigaretten, Alkohol, Aufputsch- oder Beruhigungsmittel?
- Hast du Schwierigkeiten, nachts ein- bzw. durchzuschlafen oder hast du häufig Alpträume?
- Gehst du Kontakten aus dem Weg?
- Fühlst du dich innerlich leer und plagst dich mit Selbstzweifeln?
- Leidest du unter psychosomatischen Beschwerden, z.B. Schmerzen, Tinnitus, Schwindel, Kopfschmerzen, Veränderungen deines Gewichts, sexuellen Problemen, Engegefühl in der Brust, Atemprobleme u.a.
- Hast du die Hoffnung auf Veränderung schon fast aufgegeben? (Tu es nicht, es ist ein Symptom deiner Erkrankung und verflüchtigt sich, wenn es dir wieder besser geht!!!).
4. Phase des Burnout erkennen: Der Zusammenbruch
Je weiter die Abwärtsspirale fortgeschritten ist, desto länger dauert der Rückweg in die Gesundheit. Die völlige Erschöpfung und Antriebslosigkeit mündet nun in das Vollbild einer Depression. Die Betroffenen erleben sich mutlos und ohne Hoffnung auf Veränderung. Häufig treten Panikattacken und / oder Suizidgedanken auf. „Ich möchte mich am Liebsten unter der Bettdecke verkriechen und nicht mehr hervorkommen. Ich habe keine Kraft mehr, zu kämpfen“, sagt ein Betroffener. Leider beobachtet man in dieser Phase neben den psychischen Problemen auch ernstzunehmende körperliche Schwierigkeiten. Es häufen sich Herzinfarkte und andere gravierende Krankheiten.
Betroffene in dieser Phase bringen nicht mehr die Kraft und das Interesse auf, einen Artikel dieser Länge bis hierher zu lesen. Deshalb sind es wohl eher die Angehörigen, welche die Situation einschätzen können.
Checkliste:
- Bemerkst du beim Betroffenen das Gefühl von Sinnlosigkeit?
- Kennzeichnen Antriebsschwäche, Selbstzweifel, Vorwürfe und Niedergeschlagenheit die emotionale Atmosphäre?
- Oder ist das Zusammensein geprägt von innerer Distanz, emotionaler Leere und einer offenkundigen Gleichgültigkeit?
- Beobachtest du erhöhten Konsum von Alkohol, Medikamenten, Drogen?
- Hast du das Gefühl, der Betroffene ist nicht mehr der Mensch, der er einmal war?
- Empfindet der Betroffene sich mutlos und ohne Perspektive?
- Hast du das Gefühl, dass alle deine Hilfsangebote ins Leere laufen?
Was tun? Professionelle Hilfe bei Burnout
Wichtig ist es jetzt, klug zu handeln. Und klug handeln heißt: möglichst frühzeitig handeln. Durch Abwarten verändern sich Burnout Symptome nicht, im Gegenteil – die Entwicklung führt oft umso mehr in die Abwärtsspirale hinein. Professionelle Hilfe ist nun gefragt.
Nach einer schlaflosen und verzweifelten Nacht hat Marina sich jedenfalls eingestanden, dass sie alleine nicht mehr aus dieser Situation herausfindet. Die ersten Schritte waren nicht leicht: ihre Freundschaften wieder aktivieren, um Hilfe bitten, die Betreuung der Kinder organisieren und psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Doch Schritt für Schritt lernte Marina wieder, gut für sich und ihre Kinder zu sorgen und ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. „In dem Maße, indem ich lernte, die Trennung zu verarbeiten und Unterstützung von anderen anzunehmen, konnte ich wieder Hoffnung und Initiative für mein eigenes Leben entwickeln. Ich bekam wieder ein Gefühl für meinen eigenen Wert, dass ich es verdient habe, glücklich zu sein.“
Wie Marina kannst auch Du lernen, diese Herausforderung zu einem Wendepunkt in deinem Leben zu machen und innere Stärke zu entwickeln. Je nachdem, in welcher Phase du dich befindest, gibt es unterschiedliche Wege aus dem Burnout.
Ansprechpartner in der Krise sind:
- dein Hausarzt
- Psychologen
- Coaches
- Heilpraktiker für Psychotherapie
- Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie
Welche Behandlung die Richtige für dich ist, richtet sich insbesondere danach, wie tief du schon in der Burnout – Entwicklung drinsteckst. Wichtig ist vor allem eins:
Auch eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
chinesisches Sprichwort.
Mach den ersten Schritt und hole dir Unterstützung.
Hast du Fragen zum Thema Burnout oder möchtest du einen Termin vereinbaren? Gerne bin ich für dich da.